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Baukasten:Arbeit, Gesellschaft und Gewerkschaft - Grundbaustein in Berlin

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Arbeit, Gesellschaft und Gewerkschaft - Grundbaustein in Berlin

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Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten in der Regel als lohnabhängige Beschäftigte. Auf Grund dieses Beschäftigungsverhältnisses ist es essentiell, dass sie grundlegende Gedanken zu (entfremdeter) Arbeit, Aspekte der Lohnarbeit und Arbeitszeit kennen. Zusätzlich ergeben sich durch das Arbeitsrecht verschiedene Pflichten für die Arbeitnehmer_innen und vor allem aber auch Rechte, die sich u.a. aus dem Entgeltfortzahlungsgesetz, dem Betriebsverfassungsgesetz und der Koalitionsfreiheit des Grundgesetzes ergeben. Zusätzlich wird mit Genossenschaften ein verwandtes Themenfeld behandelt, das bisher wenig Beachtung findet und zugleich aber ein alternatives Arbeiten und Wirtschaften ermöglicht. Im Zuge dieses Bausteins, der zusammen mit einer Gewerkschaftssekretärin oder einem Gewerkschaftssekretär gehalten wird, werden diese Aspekte von Arbeit nacheinander durch Kurzvorträge von Teilnehmenden vermittelt. Nach jedem Kurzvortrag ergänzt und kommentiert die_der Gewerkschaftssekretär_in und leitet anschließend in eine eine offene Fragen-/Diskussionsrunde über.

Titel
Arbeit, Gesellschaft und Gewerkschaft - Grundbaustein in Berlin
Thema
Sklavengesellschaft/Lohnempfänger_innengesellschaft, Entfremdete Arbeit, Arbeitszeit/Zeitwohlstand, Gewerkschaften/Tarifverträge, Betriebsverfassungsgesetz und Genossenschaften
Typ
Baustein, Grundbaustein im Berliner Seminar
Schlagwörter
Arbeit, Beruf, Gewerkschaften, Genossenschaften
Kompetenzen
Perspektivübernahme, Kooperation, individuelle Entscheidungsdilemmata, Motivation, Partizipation, Reflexion auf Leitbilder, moralisches Handeln
Lernformen
kooperativ, faktenorientiert, systemorientiert
Methoden
Kurzvorträge, Video, Frage-/Antwortrunde, Großgruppendiskussion
Gruppengröße
5-100
Dauer
180 min
Material und Räume
Beamer und Lautsprecher, Platz für einen großen Stuhlkreis ist wünschenswert
Qualität
sehr gut. Grundbaustein in Berlin.
Semester
Sommersemester 2016. Vorversion 2011.


Ablaufplan

Vorbereitung der Teilnehmenden

Freiwillige Teilnehmende erhalten die jeweiligen Themenzettel und bereiten einen Kurzvortrag von nicht mehr als drei bis vier Minuten vor. Dieser soll nicht das ganze Thema abdecken, sondern einzelne Punkte herausgreifen und zur Diskussion stellen. Vorbereitung des Raums

Je nach Platzverhältnissen ist ein großer, gemeinsamer Stuhlkreis wünschenswert. Auch bei mehr als 50 Teilnehmenden lässt sich oftmals ein runder, geschlossener Kreis bilden, bei dem jede_r jede_n sehen kann - hierfür bedarf es jedoch einer Person, die dafür Sorge trägt, dass auch einzelne Personen in den Kreis eingebunden werden und keine_r ein bisschen außerhalb sitzt.

00. Minute - Begrüßung und Ankündigungen

05. Minute - Kurzvideo - Was haben die Gewerkschaften jemals für uns getan?

Das Video “Was haben die Gewerkschaften jemals für uns getan? / What have the unions ever done for us? wird direkt ohne weitere einführende Worte gezeigt. Alternativ kann vorher die Großgruppe gefragt werden, welche Errungenschaften die Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten/Jahrhunderten erreicht haben.

Das Kurzvideo ist die thematische Einstimmung in das Thema das Bausteins. Es gibt verschiedene Versionen des Videos, die alle unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. In der Gesamtschau scheint das Video des australischen Gewerkschaftsverbands, das beste zu sein. Von diesem gibt es ein Video mit und eins ohne englische Untertitel. Auf Grund der Akustik oder mangelnder Englisch-Kennntnisse ist es jedoch oft empfehlenswert ein deutschsprachiges Video zu benutzen.

Alle Videos sind eine Übertragung einer Szene aus Monty Pythons “Das Leben des Brian” in der gefragt wird, was denn die Römer je für uns getan hätten. Folglich werden in dem Video verschiedene Aspekte des Arbeitslebens aufgelistet, die mittlerweile zur Gewohnheit und gesellschaftlichen Normalität geworden sind. Vielen ist daher nicht mehr bewusst, dass es Gewerkschaften waren, die diese nach einer meist Jahrzehnte währenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung durchgesetzt haben: Arbeitssicherheit, arbeitsfreier Samstag und Sonntag, Mutterschutz, Arbeitsschutz, Rente, 8-Stunden Tag, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und natürlich auch Entgelterhöhungen.

Nach dem Video wird im Anschluss nochmal mit der Großgruppe zusammengetragen, was durch Gewerkschaften bisher erreicht wurde. Zudem ist gemeinsam zu klären, was Gewerkschaften sind: Gewerkschaften als freiwillige Zusammenschlüsse von Beschäftigten, die als Zusammenschluss ihre Interessen besser vertreten sehen, als wenn jede_r alleine für sich etwas erreichen möchte. Gewerkschaften sind daher Solidargemeinschaften und können nur als solche funktionieren.

15. Minute - Vorstellung des_der Gewerkschaftssekretär_in

Nach einer paar einführenden und vorstellenden Worten stellt sich der_die Gewerkschaftssekretär_in nochmal mit eigenen Worten vor. Im Vorgespräch wird sie_er gebeten möglichst persönlich den eigenen Werdegang zu schildern:

  • Wie war die Schule?
  • Was waren die ersten Arbeitssituationen in der Schulzeit, Ausbildung, während des Studiums und/oder nach dem Studium?
  • Was waren da jeweils entscheidende Momente und Erkenntnisse?
  • Wie wurde das Miteinander/Solidarität unter den Schüler_innen/Beschäftigten etc. wahrgenommen?
  • Wie war der Erstkontakt mit Gewerkschaften?
  • Warum engagiert man sich ehrenamtlich in einer Gewerkschaft?
  • Wie kam es zu der Entscheidung Gewerkschaftssekretär zu werden?
  • Wie ist die Ausbildung/das Traineeprogramm zum Gewerkschaftsekretär_in?
  • Was sind die Voraussetzungen?
  • Was sind die Aufgaben einer Gewerkschaftssekretär_in?
  • Wie ist die eigene Familiensituation?
  • Wie hat man früher Familie/Privatleben und Beruf miteinander verbunden - wie ist das heute als Beschäftigte_r einer Gewerkschaft?

Die eigene Vorstellung muss nicht alle Fragen nacheinander abhandeln, stattdessen kann er_sie auch nur einen kurzen Einstieg und Überblick geben und anschließend gibt es ein kurzes Gespräch zwischen den Durchführenden und der_dem Gewerkschaftsekretär_in und hierbei werden die einzelnen Punkte gestreift. Einzelne Fragen aus der Großgruppe sind ebenfalls möglich, wobei bei einem großen Andrang eventuell mehrere Personen hintereinander weg ihre Fragen stellten sollten. Es wäre aber auch denkbar, dass thematisch durchmoderiert wird oder die Teilnehmenden werden gebeten, sich in ihren Fragen/Ausführungen aufeinander zu beziehen.

25. Minute - Kurzvorträge und Diskussion der inhaltlichen Punkte.

Es gibt sechs inhaltliche Themenfelder (moderne Lohnempfänger_innengesellschaft, Gewerkschaften/Tarifverträge, Betriebsverfassungsgesetz, Arbeitszeit/Zeitwohlstand, entfremdete Arbeit, Genossenschaft). Je nach Bedarf, Zeit und inhaltlicher Schwerpunktsetzung können alle Punkte bearbeitet werden oder nur einzelne.

Die Zeit für die einzelnen Themenpunkte kann je nach Gesprächsbedarf variieren. Bei einer Auslegung des Bausteins auf insgesamt 2 Stunden stehen für jeden Punkt mit Vortrag, Kommentar und Diskussion im Mittel etwa 12 Minuten zur Verfügung. Steht mehr Zeit zur Verfügung, kann diese für die einzelnen Punkte entsprechend angepasst werden.

Die Abfolge der einzelnen Themenpunkte ist nur exemplarisch. Je nach Verlauf der Diskussionen in der Großgruppe kann es sinnvoll sein einzelne Punkte vorzuziehen.

Die inhaltlichen Themen werden immer nach folgendem Schema abgearbeitet:

Zur thematischen Einstimmung wird ein drei-, vier-minütiger Kurzvortrag durch eine_n Teilnehmende_n gehalten. Zur Vorbereitung dieses Kurzvortrags erhalten sie etwa eine Woche vorher die entsprechenden Unterlagen.

Direkt im Anschluss an den Kurzvortrag erhält die_der Gewerkschaftssekretär_in die Gelegenheit einzelne Punkte aufzugreifen, zu ergänzen und zu kommentieren.

Anschließend moderieren die Durchführenden eine Diskussion mit den Teilnehmenden, stellen selber klärende Nachfragen an die Person die den Kurzvortrag gehalten hat oder an die_den Gewerkschaftssekretär_in und bringt wenn nötig noch Aspekte ein, die bisher nicht berücksichtigt wurden. Mitunter können auch Teilnehmende, die sich selbst gewerkschaftlich engagieren oder im Personalrat beschäftigt sind als Expert_innen bei der Diskussion einbezogen werden.

Durch die große Themenvielfalt und auf Grund des immer gleichen Ablaufs sind die Durchführenden in der Moderation gefragt, die einzelnen Themen miteinander zu verknüpfen, um so eine gewisse Spannung aufzubauen. Gleichzeitig ist die Zeit für jedes Thema begrenzt, so dass die Durchführenden darauf achten müssen, dass die Kurzvorträge wirklich nur drei, vier Minuten dauern und weder der_die Gewerkschaftssekretär_in noch die Teilnehmenden in der Diskussion lange Monologe halten. Stattdessen sollten die Teilnehmenden nur kurze, prägnante Fragen stellen. Die Teilnehmenden können die Fragen vor der Beantwortung auch um weitere Aspekte ergänzen oder sie stellen mehrere Fragen, die dann zusammen beantwortet werden.

Sklavengesellschaft/Lohnempfänger_innengesellschaft

Der Text von Niklas Luhmann beschreibt den Übergang von der Sklavenhaltergesellschaft des 18. Jahrhunderts hin zu einer Lohnempfängergesellschaft, in der sich jede_r Beschäftigte_r selbst permanent verkaufen/versklaven muss, um überleben zu können.

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Gibt es heute noch Sklaven? Und wenn ja, wo? Auch in Deutschland gibt es noch Formen von Sklaverei.
  • Die Yes Men haben sich einmal bei einer Konferenz unter zustimmendem Kopfnicken für die Wiedereinführung der Sklaverei aussprechen können
  • Ist die Rolle als Lohnempfänger_in nicht nur ein gut kaschiertes Skalv_innen-Dasein?

Gewerkschaften/Tarifverträge

In diesem Abschnitt ist zu klären, was Gewerkschaften sind und wie sie historisch entstanden sind. Ferner gilt es herauszuarbeiten, wie Tarifverträge geschlossen werden und was sie historisch für Auswirkungen entfaltet haben. Gewerkschaften, als freiwillige Zusammenschlüsse von Beschäftigten, dienen ihrer kollektiven Interessensvertretung gegenüber den Arbeitgebern und als “Lobbygruppe” gegenüber der Politik. Als Zusammenschlüsse, die individuelle Interessen bündeln, um sie kollektiv zu vertreten, setzen sie sich im Grunde genommen für “egoistische” Partikularinteressen ein und suchen diese durchzusetzen. Sie sind die einzige Gruppierung, die explizit Partei für die Beschäftigten ergreift und sind hierzu sich selbst gegenüber auch verpflichtet.

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Wie durchsetzungsstark sind große konzernhafte Gewerkschaften (IG Metall, ver.di) im Vergleich zu kleinen Gewerkschaften? Welche Berechtigung haben sowohl die kleinen als auch die großen Gewerkschaften?
  • Wurde bereits etwas für Beschäftigte erreicht ohne Gewerkschaften? Wurde bereits genug erreicht, so dass nicht noch Weiteres gefordert werden darf/muss?
  • Wie stark sind Ingenieur_innen überhaupt von Gewerkschaften/Tarifverträgen betroffen? Sind Ingenieur_innen nicht etwas besseres - schon allein wegen ihres Studiums? Hier kann eine Bezugnahme zur entfremdeter Arbeit erfolgen.
  • Für die studentischen Beschäftigten an der TU Berlin gilt ein Tarifvertrag, der im Bundesvergleich eine recht hohe Bezahlung garantiert. Der Vertrag gilt jedoch nur noch in der Nachwirkung und daher konnte ohne Weiteres das Weihnachtsgeld gestrichen werden. Eine Lohnerhöhung hat seit 2004 nicht mehr stattgefunden, so dass es zu Reallohnverlusten von über 30% kommt. Welche Bestrebungen gibt es einen neuen Tarifvertrag abzuschließen? Was ist hierfür nötig?
  • Was zeichnet die derzeitigen Streiks bei Amazon, Post/DHL, Kindergärten, Deutsche Bahn aus? Was sind Gemeinsamkeiten und was Unterschiede?
  • Welche Rolle haben Gewerkschaften, wenn es zu Standortverlagerungen, -schließungen oder Insolvenzen kommt?

Betriebsverfassungsgesetz

In diesem Abschnitt ist zu klären, welche gesetzlichen Aufgaben ein Betriebsrat wahrnimmt und wo seine Grenzen sind; das heißt bei welchen Punkten er mitbestimmen, bzw. mitentscheiden darf und bei welchen nicht. Weitere Punkte sind, wie es zu einem Betriebsrat kommt und welche Probleme sich dabei ergeben können. Neben dem Betriebsverfassungsgesetz haben die Beschäftigten auch die Möglichkeit, in großen Unternehmen im Aufsichtsrat zu mitzubestimmen. Was ist hierbei die gesetzliche Grundlage und welche Möglichkeiten/Grenzen ergeben sich hieraus? Die Stellung des Betriebsrats in Deutschland ist im internationalen Vergleich ganz allgemein gesprochen sehr gut, doch gibt es in anderen Ländern auch entscheidende Vorteile.

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Welches Interesse bringen Arbeitgeber_innen einem (sich gründenden) Betriebsrat entgegen? Wie nehmen beide Seiten Einfluss auf diesen Prozess?
  • Gibt es auch unternehmerische/finanzielle Vorteile für die Arbeitgeber_innen , wenn sie einen engagierten Betriebsrat haben?
  • Welche Aufgaben nimmt der Personalrat der studentischen Beschäftigten an der TU Berlin wahr? Was macht er und welche Arbeit fällt an, wenn er die 2700 studentischen Beschäftigten vertritt?
  • Warum hat der Betriebsrat nur so einen engen Horizont in dem er agieren kann? Welche Ansätze gibt es das Mitspracherecht zu erhöhen, zum Beispiel eine stärkere Mitbestimmung bei Produkten, Standortverlagerungen etc.?
  • Was ist Wirtschaftsdemokratie und welche Beispiele gibt es?

Entfremdete Arbeit

Entfremdete Arbeit wird mit dem Ziel thematisiert, dass die Teilnehmenden die gesellschaftlichen Strukturen und Auswirkungen kennen, die mit einer lohnabhängigen Beschäftigung einhergehen. Als Text für den Kurzvortrag wurden Abschnitte aus den Ökonomisch-Philosophischen Manuskripten von Karl Marx gewählt, da diese maßgeblich den Begriff Entfremdete Arbeit geprägt haben. Im Abschnitt “inhaltliche Aufbereitung” (siehe weiter unten) werden die Kerngedanken von Marx näher erläutert. Sowohl in dem Kurzvortrag als auch in der Diskussion müssen nicht alle Aspekte der Entfremdeten Arbeit herausgearbeitet werden, stattdessen dienen beide dazu, einen ersten Kontakt mit den Gedanken von Karl Marx zu ermöglichen.

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Was zeichnet entfremdete Arbeit aus?
  • In welcher Form finden wir sie heute vor?
  • Was ist entfremdet an der Ingenieursarbeit, wie sie heute erfolgt?
  • Wie lassen sich die starken Gehaltsunterschiede der einzelnen Berufe begründen? Wie viel gesellschaftlichen (Mehr-)Wert erbringen gut bezahlte Manager_innen gegenüber Hebammen/Sozialberufen? Wer von beiden trägt mehr Verantwortung? Lässt sich das überhaupt vergleichen oder sind beide schlicht und ergreifend wichtig und unersetzlich?

Arbeitszeit/Zeitwohlstand

In diesem Abschnitt wird ein Blick auf die historische Entwicklung der Arbeitszeit geworfen, da sich in der Vergangenheit viele Teilnehmende im ersten Moment überrascht gezeigt haben, dass es die 40-Stunden-Woche nicht schon “immer” gegeben hat. Für sie schien dies eine fast naturgesetzliche Ordnung zu sein. Daher ist es wichtig zu zeigen, dass die Wochenarbeitszeit - durch gewerkschaftliche Maßnahmen - kontinuierlich in den letzten 200 Jahren gesenkt werden konnte - bis es in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer Stagnation kam. Zugleich wurde sowohl der arbeitsfreie Sonntag als auch der weitestgehend arbeitsfreie Samstag durch gewerkschaftliche Interessensvertretung schließlich auch gesetzlich durchgesetzt. Neben der historischen Entwicklung ist es notwendig auch einen Blick auf die Situation in anderen Ländern zu werfen, da hier die 40h-Woche meist kein “Naturgesetz” ist, sondern ein schöner Wunschtraum zu sein scheint - oder wie in Frankreich (noch) eine 35h-Woche existiert. Neben der historischen Aufarbeitung sollte in diesem Themenkomplex noch der Begriff “Zeitwohlstand” konkretisiert werden.

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Wie verhält es sich mit dem Verbot, dass sonntags nicht gearbeitet werden darf? Ist dies ein wünschenswertes Verbot oder schränkt dies die individuelle Freiheit zu sehr ein?
  • Wie ist das Verhältnis von bezahlter und unbezahlter Arbeit (z.B. häuslicher und ehrenamtlicher Arbeit)? Wie wird dies gesellschaftlich gerechtfertigt? Ist es gesellschaftlich zu rechtfertigen?
  • Was sind neben der reinen Arbeit noch die verschiedenen Zeitfresser im Laufe eines Tages, z.B. beträgt die tägliche Fahrtzeit in Berlin im Schnitt 70 Minuten? Wie ist das mit Menschen die zu ihrer Arbeit pendeln müssen?
  • Warum hat es sich eingebürgert, dass wir die produktivsten Stunden eines Tages der Erwerbsarbeit widmen?
  • Jede Überstunde die unbezahlt geleistet wird ist ein Geschenk an den Arbeitgeber/Eigentümer und ein Raub an der eigenen Gesundheit/Familie/Freund_innen/Sozial- und Privatleben
  • Wie verhält es sich mit Schichtarbeit, die nachweislich starke gesundheitliche Folgen hat? Warum scheinen manche Berufe eine Schichtarbeit

notwendig zu machen? Wann ist Schichtarbeit gerechtfertigt?

Genossenschaften.

In diesem Abschnitt wird dargestellt, dass sich in Genossenschaften im Wesentlich in einem einzigen Punkt von allen anderen wirtschaftlichen Organisationsformen unterscheiden: in Genossenschaften sind die Beschäftigten die Eigentümer_innen ihres Betriebs, so dass sie alle wesentlichen Angelegenheiten der betrieblichen Organisation bis hin zur Konstruktion, Produktion und Verkauf mitbestimmen können. Ferner können durch den Kurzvortrag, den Beitrag des_der Gewerkschaftssekretär_in und die Durchführenden folgende Fragen behandelt werden: Was zeichnet das Verhältnis Arbeitgeber_in/Arbeitnehmer_in aus? Wie lässt es sich anders denken und organisieren? Wie lassen sich die Beschäftigungsverhältnisse im Allgemeinen anders organisieren? Wer kann, darf und muss letztlich Eigentümer_in einer Firma/eines Konzerns sein? Haben die Beschäftigten eines Betriebs nicht das größte Interesse, dass ihr Betrieb wirtschaftlich arbeitet, das heißt Produkte von einer solchen Qualität (auch im Hinblick auf soziale und ökologische Fragen) anzubieten, dass ein dauerhafter Markt erschlossen werden kann? Zu letzt stellt sich noch die Frage, welche anderen Formen von Wirtschaftsdemokratie gibt es?

Bisher wurde zu diesem Thema in der Großgruppe Folgendes diskutiert:

  • Ich will doch einfach nur eine Arbeit haben und der in Ruhe und Frieden nachgehen - und nicht ständig diese politischen Debatten und Entscheidungen führen müssen. Was ist Politik? Kann sie, (kann Demokratie) nicht einfach an den Werktoren aufhören?
  • Wie kommt es eigentlich, dass Unternehmen kaum als Genossenschaften organisiert sind? Ist das vielleicht nicht doch besser? In jedem Fall ja profitabler, oder?

120. Verabschiedung der_des Gewerkschaftssekretär_in

Durch die große Themenvielfalt bietet sich keine Abschlussdiskussion an. Stattdessen können noch einzelne offene Fragen vor der Verabschiedung des_der Gewerkschaftssekretär_in geklärt werden.

Hinweise und Anmerkungen.

Von den Verfasser_innen.

Dieser Baustein ist ein Pflichtbaustein im Berliner Seminar. Je besser sich die Durchführenden in ein die jeweiligen Themenfelder eingearbeitet haben, desto eher können sie auch en passant während der Moderation einzelne Aspekte aufgreifen, die bisher noch keine Erwähnung gefunden haben.