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Baukasten:To Fly or Not To Fly - Rollenspiel

To Fly Or Not To fly - Rollenspiel

Toflyornottofly.jpg


Das Planspiel simuliert eine Situation angelehnt an den Challenger-Fall. In diesem Fall geht es jedoch um den Start eines leicht beschädigten Flugzeuges. Die Teilnehmer nehmen die Rollen von unterschiedlichen Betroffenen (Firmenchef, Ingenieur, Finanzmanager, … ) auf einer eilig zusammen gerufenen Konferenz ein. Ob das Flugzeug starten soll oder nicht, hängt von den Argumenten und Überredungskünsten der einzelnen Parteien ab. Im Anschluss soll das Planspiel aus unterschiedlichen Blickwinkeln reflektiert werden.

Titel
To Fly Or Not To fly - Rollenspiel
Thema
Planspiel in Anlehnung an die Challenger-Katastrophe bei dem die Vorstandssitzung simuliert wird, die über den Start entscheidet.
Typ
Baustein
Schlagwörter
Entscheidungen, Flugzeug, Verantwortung, Perspektiven
Kompetenzen
Persepektivübernahme, Antizipation, Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen, Kooperation, Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata, moralisches Handeln, eigenständiges Handeln
Lernformen
kreativ, kooperativ
Methoden
Planspiel, Reflexionsrunde
Gruppengröße
15-20
Dauer
90 min
Material und Räume
Namensschilder mit den Namen der Akteure, Raum mit verstellbaren Tischen und Stühlen
Qualität
sehr gut
Semester
Wintersemester 2010/2011


Vorbereitung

Vorbereitung für die Moderation

Der Spielleiter muss sich die teacher's instruction und introduction aus dem Anhang durchlesen, in der der wesentliche Spielablauf geschildert ist. Zum Vorbereiten der Evaluation ist es auch ratsam, die Rollenbeschreibungen zu lesen. Außerdem als letztes bitte noch mal diese Bausteinbeschreibung lesen, damit die Änderungen und wichtigen Punkte klar werden!

Vorbereitung für die Teilnehmenden

Es ist ebenfalls sinnvoll, die Rollen und den Einleitungstext (introduction) eine Woche vor dem Planspiel auszuteilen, damit sich die Teilnehmer in ihre Rollen hineindenken können. Jeder aktiv am Planspiel Teilnehmende Spieler sollte nur seine eigene Rolle lesen, da jede Personenbeschreibung auch personenspezifische Informationen enthält. Es gibt elf aktive Rollen im Spiel. Die Rollen können entweder einfach irgendwie verteilt werden oder die Spieler können sich ihre Rollen anhand des Namens und Berufsfeldes aussuchen (zB. anhand der Namensschilder). Personen, die keine aktive Rolle haben, sollten eine der vier passiven Rollen (diese werden in der introduction erklärt) übernehmen und dementsprechend eventuell alle Rollenbeschreibungen gelesen haben. Die passiven Rollen können beliebig oft besetzt sein.


Materialien und Räume

Namensschilder mit den Namen der Akteure, Raum mit verstellbaren Tischen und Stühlen, eventuell eine Kamera

Ablaufplan.

Vorbereitung im Raum

Vorbereitend auf das Planspiel sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Es sollte eine geschäftliche Atmosphäre herrschen: Auf den Tischen sollten sich lediglich maximal Blätter und Stifte liegen (kein Essen, keine Jacken, Taschen,...)
  • Vor jedem Mitspieler sollte ein Namensschild mit Vor- und Nachnamen, sowie Aufgabenbereich stehen. (Erik Pauw, Head Personal; ...)
  • Ob es eine Sitzordung gibt, muss entweder der Moderator oder der Charakter Mr. Knul entscheiden.


00. Minute - Einführung.

Vor dem Planspiel gibt es eine kurze Einführung und Zusammenfassung, sodass alle noch einmal auf dem gleichen Stand sind. Eventuell anstehende Fragen können noch geklärt werden. Dabei sollte sich an die „Introduction“ und „Teacher's Instruction“ aus dem Anhang gehalten werden.

5. Minute - Planspiel.

Siehe "Teacher's Instruction". Einzige, aber sehr sinnvolle Änderung: Das zeitliche Erscheinen ändert sich. Mr. Pauw und Mr. Hervee kommen nicht zu spät, nur die beiden Ingenieure Niemandsverdriet und Klokkenluider kommen nach 10 Minuten. Außerdem muss der Moderator einschätzen, ob er die drei Offiziellen (Balkeneide, Leeghof und Snoek), die eventuell gar nicht mitspielen, draußen warten lassen möchte oder sie beim ersten Teil zuhören dürfen und dann unvoreingenommen einsteigen. Das Planspiel selber dauert, wie schon in den Original-Texten erwähnt, genau 30 Minuten, die eventuelle „Verlängerung“ dauert weitere genau 10 Minuten. Während dieser Zeit gibt es keinen äußeren Input. Maximal ein Hinweis über (fast) abgelaufene Zeit sollte vom Moderator kommen.

Runde 1 - Minute 05

Im Raum: Knul, Jansen, Vlieger, Ruwee, Pauw, Hervee, alle Teilnehmenden ohne Rolle als Beobachter

Runde 2 - Minute 15

„verspätete“ Teilnehmende kommen dazu (Iemandsverdriet, Klokkenluider)

Runde 3 - Minute 30

(optional) „telefonische“ Teilnehmende kommen dazu (Balkeneide, Leeghof, Snoek)

40. Minute - Entscheidung

Es wird entschieden, ob das Flugzeug starten soll.

40. Minute - Reflexionsphase.

Bei der anschließenden Reflexion, an der alle teilnehmen, können folgende Themen behandelt werden. Die ersten beiden Punkte sollten auf jeden Fall behandelt werden, danach folgen weitere Möglichkeiten:

  • An die passiven Spieler: Evaluation nach den vorher verteilten vier Punkten
  • Kurze Runde an die aktiven Spieler: Wie habt ihr euch gefühlt?
  • An alle: Was ist euch sonst noch so aufgefallen? Kritik?
  • Was ist realitätsnah verlaufen, was wäre in Realität ganz anders?
  • Bewerten und diskutieren (von Ausschnitten) der Kameraaufnahme
  • Eingehen auf weitere im Planspiel thematisierte Punkte (z.B. finanzielle Lage des Unternehmens, Rolle des einzelnen Ingenieurs, Verantwortung und Ausmaß der Entscheidung, ...)

60. Minute - Ende.

Hinweise und Anmerkungen.

Von den Verfasser_innen.

Das Planspiel an sich macht zwar großen Spaß, ohne die Reflexion und Selbstreflexion am Ende ist es didaktisch nicht besonders wirksam. So sollten in der Nachbereitung die direkt reflektierenden Punkte (ersten zwei Spiegelstriche) eine besonders große Rolle einnehmen und nicht zugunsten weiterer Themen gekürzt werden! Besonders für die ersten beiden Punkte empfiehlt es sich, jeweils eine (unkommentierte) Runde zu machen, sodass wirklich jeder die Möglichkeit hat, seine Gedanken loszuwerden. Für eine zusätzliche Reflexion mit Videoaufnahmen empfiehlt sich unter Umständen auch ein weiterer Termin. Die Anhänge enthalten den Original-Text, den ich aus Delft bekommen habe. Ich möchte die Texte daher nicht ändern. Die sehr sinnvollen Änderung (die auch schon in Delft selber anders gemacht wurden), habe ich daher in der Bausteinbeschreibung hervorgehoben.

Gekürzte Variante.

Übersetzung der Teacher's Instructions

Die Situation, die in dem Stück simuliert wird, beschreibt den Tag Erstflugs eines Passagierflugzeugs mit 62 Plätzen auf dem Flughafen Schiphol, das vollständig aus Kohlenstoffnanoröhrchen konstruiert wurde. Es ist das erste seiner Art und das spektakuläre Ergebnis eines extrem schnellen Entwicklungsprogramms des neu gegründeten Unternehmens DUTCH. Dank der konzertierten Bemühungen aller Beteiligten der Luft- und Raumfahrttechnik in den Niederlanden und dem Einsatz ihrer neuartigen Nanoröhrchen-Verbundtechnologie, die an der TUDelft entwickelt wurde, konnte DUTCH dieses Flugzeug in Rekordzeit zu realisieren und die amerikanische und europäische Konkurrenz zu schlagen. Heute um 16.00 Uhr soll das Flugzeug von der Landebahn 5 in Schiphol starten, in Anwesenheit Seiner Hoheit König Willem Alexander und des Ministerpräsidenten Jan Peter Balkeneinde, sowie ausländischen Würdenträgern und Vertretern der Luft- und Raumfahrt. Das Flugzeug wurde in der Nacht vor dem Start im Hangar Leonardo Da Vinci gelagert, doch um 4 Uhr morgens fuhr ein überforderter Mitarbeiter der DUTCH, verbittert über die angekündigte Kündigung seines Vertrags, absichtlich seinen Gabelstapler in die Verbindungsstelle zwischen Rumpf und Flügel. Unmittelbar nach dem Unfall wurde der Fahrer von den Wachleuten überwältigt und in Gewahrsam genommen. Die Wachleute hatten keine klaren Anweisungen wen sie in dieser unwahrscheinlichen Situation warnen sollten, und beschlossen nach einiger Überlegung, den Projektleiter für die Eröffnungsveranstaltung, Ir. Jan Jansen, Vizepräsident für Entwicklung bei DUTCH, anzurufen, bevor sie den Hangar hermetisch abriegelten. Ir Jansen hat einen Abschluss in Luft- und Raumfahrttechnik und ist fachlich gut qualifiziert, aber seine hohe Position im Unternehmen verdiente er sich durch die rücksichtslose Art und Weise, mit der er dafür sorgte, dass alle Fristen des Projekts eingehalten wurden. Herr Jansen erhielt den Anruf um 04.30 Uhr in seinem Haus in Amsterdam Zuid. Ir Jansen rief sofort die beiden leitenden Ingenieure an, die für die letzten Vorbereitungen des Flugzeugs für den Start verantwortlich waren, Frau Hilma Bleekstra und Herr Joop Bont. Gemeinsam untersuchten sie das Flugzeug sorgfältig und stellten zu ihrer großen Erleichterung keine keine sichtbaren Schäden fest, abgesehen von einem schmalen Kratzer von 15 mm Länge senkrecht zur Vorderkante des Flügels, weit außerhalb des gemeldeten Aufprallbereichs. Jeder Luft- und Raumfahrtingenieur weiß, dass das Fehlen eines sichtbaren Schadens an der Oberfläche des Verbundwerkstoffs nicht viel über den Schaden an der inneren Struktur aussagt. Es ist schwierig, eindeutige Aussagen über die Qualität und den Zusammenhalt der inneren Struktur zu erhalten, die schwer, wenn nicht gar unmöglich zu messen ist. Da es sich bei Nanokompositen um eine sehr neue Materialentwicklung handelt, gibt es noch nicht so viel Erfahrung mit der Vorhersage der Restfestigkeit nach einem Aufprall wie bei metallischen Flugzeugstrukturen Flugzeugstrukturen oder Kohlefaserverbundstrukturen. Die Nanokompositstrukturen verhalten sich im Allgemeinen ähnlich wie die Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffe: die schwersten Schäden treten nicht an der Einschlagstelle, sondern an der gegenüberliegenden Rückseite auf, wo es zu großflächigen Delaminationen kommen kann. Das Auftreten von Schäden an der Rückseite hängt von den Biegespannungen beim Aufprall ab, und diese Spannungen nehmen bei dickeren Verbundstoffabschnitten stark ab. An der Aufprallstelle, der Flügelwurzel, ist der Verbundwerkstoff ziemlich dick, da die Kräfte dort ziemlich groß sein können. Um ein Maximum an Leistung und Zuverlässigkeit zu erreichen, kann die hintere Oberfläche der Flügelwurzel nicht visuell inspiziert werden, es sei denn, der Flügel wird komplett zerlegt und und wieder zusammengebaut, was etwa zwei Wochen dauert. Die NDO-Technik (zerstörungsfreie Prüfung) ergab kein eindeutiges Bild der Schäden in diesem Fall. Aufgrund der Beschädigung auf der Vorderseite waren die Schallwellen verzerrt, und es konnte nicht festgestellt werden, ob die Rückseite beschädigt war. Es war jedoch auch klar, dass keine größeren Schäden an der Rückseite vorhanden sein konnten. Die genaue Fläche der Beschädigung der hinteren Oberfläche kann nicht genau bestimmt werden, und die besten Schätzungen liegen zwischen 5 und 25 cm^2. Diese Werte, wie auch einige geschätzten Abmessungen der anderen inneren Schäden können bei der Berechnung der Restfestigkeit verwendet werden. Diese Modelle sind für klassische Kohlenstoffverbundwerkstoffe gut validiert und gelten im Allgemeinen auch für Kohlenstoff-Nanoröhren-Verbundwerkstoffe. Nach einer Diskussion, die von Herrn Jansen dominiert wurde, wurde beschlossen, den Vorfall nicht den Behörden zu melden, da man der Meinung war, dass dies bedeuten würde, dass der Start ohnehin abgesagt werden müsste. Auch andere Mitarbeiter der DUTCH wurden nicht informiert, mit Ausnahme des Präsidenten der der DUTCH, Herrn Henk Knul RA, zu informieren. Herr Knul hatte keine Qualifikation als Luft- und Raumfahrtingenieur sondern einen Hintergrund in Recht und Finanzen. Er war zum Präsidenten der DUTCH ernannt worden wegen seiner fabelhaften Fachkenntnisse bei der Finanzierung von DUTCH und der Entwicklung des Flugzeugs. Außerdem verfügte er über ein außergewöhnliches politisches Netzwerk und war über den Entwicklungsprozess persönlicher Freund sowohl des Premierministers als auch des Wirtschaftsministers geworden. Da Herr Knul früh duschte, kam der Kontakt erst um 06.30 Uhr zustande und Herr Knul wurde über den Vorfall informiert. Da sich Herr Knul der Tragweite des Vorfalls sofort bewusst war, entschied er, dass er nicht allein entscheiden konnte. Er beschloss, das Urteil von Herrn Jansen und den leitenden Ingenieuren zu respektieren zu respektieren und eine Dringlichkeitssitzung aller Mitglieder des Managementteams (MT) der DUTCH einzuberufen, um die Angelegenheit eingehender zu erörtern. Die Dringlichkeitssitzung sollte um 08.00 Uhr im Büro von Herrn Knul am Flughafen Schiphol stattfinden. Eingeladen zu dieser Sitzung sind: Frau Tonny Ruwee, Finanzdirektorin, Herr Hans Hervee, Chefingenieur, Herr Erik Pauw, Leiter Personal, und Ben de Vlieger, Direktor Kommunikation, sowie Jan Jansen, Vizepräsident Entwicklung. Alle MT-Mitglieder wurden von Herrn Knul Knul persönlich angerufen, über die Situation informiert und aufgefordert, an der Dringlichkeitssitzung teilzunehmen. Aufgrund der unvermeidlichen Staus rund um Schiphol erreichten sowohl Herr Hervee als auch Herr Pauw erst um 08.10 Uhr das Büro von Herrn Janssens, während die anderen zum vereinbarten Zeitpunkt anwesend waren. Zeit anwesend waren. Angesichts der Dringlichkeit der Angelegenheit beschloss Herr Knul, die Diskussion um Punkt 08.00 Uhr zu beginnen, auch wenn nicht alle MT-Mitglieder anwesend waren.


Materialien zur Durchführung.

Namensschilder mit den Namen der Akteure, Raum mit verstellbaren Tischen und Stühlen, eventuell eine Kamera

Literaturhinweise und Quellen.

  • Gesamtes Planspiel der TU Delft, Niederlande