Jenseits Green Economy (Baustein)
Allgemeine Beschreibung zum Baustein
Beschreibung | |
---|---|
Thema: | Nachhaltige Technologiekonzepte jenseits des Effizienzparadigmas
herkömmlichen Technologie-Designs kritisch kennenlernen |
Lernziele: | Horizonterweiterung jenseits von „green economy“ – Kennenlernen der Systemdesign-Ansätze der „Blue Economy“ (Pauli) und der „Cradle-to-cradle“-Forschung (Braungart/McDonough). „Innovationen“ hinterfragen lernen und kritisch technologische gegen ökologische und gesellschaftliche Faktoren abwägen. |
vermittelte Kompetenzen: | Erhöhtes Verständnis für den Unterschied zwischen Problemverschiebung und Problemvermeidung (BNE1) sowie Zugänglichkeit für neue Lösungsansätze und Philosophien in der Produkt- und Technologiekonzeption (BNE2). Interdisziplinäres Argumentieren und Abwägen (BNE3), verknüpft mit an Nachhaltigkeit und Entwicklungspotential orientiertem Entscheiden (BNE5). Kritisches und sachliches Hinterfragen von „innovativen“ Technologieansätzen (BNE8). |
Lehrmethoden: | Impulsvortrag, gegenseitige Kurzpräsentation, Diskussion, Ranking, Eigen- und Gruppentextarbeit, nachfolgende Eigenreflektion |
Lernformen: | Vorwiegend Fakten- und Systemorientierung, weniger kooperativ und kommunikativ |
Gruppengröße: | Optimal 16 Personen, anpassbar für kleinere Gruppen |
Zeitaufwand (Vorbereitung und Durchführung): |
Vorbereitung max. 1,5h, Durchführung 90 min, Nachbereitung optional |
Benötigt (Material/Räume/Personen): |
Tafel/Whiteboard und entsprechendes Schreibmaterial, Flipchart, 2 vorbereitete DIN A3 Plakate (s.Anh. „Ranking“), 4 Magnete, Moderationskoffer mit 20 Punkten in 2 verschiedenen Farben, 1 Raum mit 4 Tischen und Stühlen, Glocke. |
Schlagwörter / Metainformationen: | Kreislaufwirtschaft, Blue Economy, Technologiebewertung, Cradle-to-Cradle, Nachhaltigkeit, Entscheidungsfindung, Technologiefolgenabschätzung |
Kurzbeschreibung und Inhalt: | Im Baustein Jenseits Green Economy lernen die Teilnehmenden die wesentlichsten Leitfragen für nachhaltige Technologiekonzepte jenseits des Effizienzparadigmas herkömmlichen Technologie-Designs (klassisches Verständnis „grüner“ Technologie) kennen. Dazu werden die Teilnehmenden Angehörige einer fiktiven Stiftung, die Konzepte fördern möchte, die möglichst nachhaltig und kreislaufwirtschaftlich arbeiten. Es gilt, kritisch das Potential der Innovationen im Gesamtzusammenhang zu betrachten. Anhand zu Beginn vorgestellter Leitfragen, werden in Gruppenarbeit bereits existierende „Innovationen“ auf ihre faktischen Beiträge zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft untersucht und abschließend bewertet. Hierbei werden die Teilnehmenden indirekt zu der Erkenntnis geleitet, dass einerseits technische Lösungen anders als konventionell funktionieren können, andererseits genauer differenziert werden muss, um wirklich intelligente Neuerungen von Neuaufgelegtem unterscheiden zu können. Ziel dabei ist es, die Teilnehmenden einerseits für alternative Produkt- und Technologiekonzepte zu sensibilisieren und andererseits die kritische Hinterfragung von als innovativ vermittelten Produkten und Verfahren zu fördern. |
Vorwissen und Voraussetzungen: | Obligatorisch: keine Voraussetzungen. Je mehr Kenntnisse vorhanden sind, desto mehr ist es den Teilnehmenden möglich, reiche Diskussionen und tiefgründige Hinterfragungen vorzunehmen. Besonders wünschenswert sind daher grundlegende Kenntnisse zu den Prinzipien „grüner“ Technologien („klimafreundlich“, „fairer“ Handel, ökologischer Anbau, Nachverfolgbarkeit von Bestandteilen etc.) sowie des „Triple Bottom Line“- Prinzips (Gleichwertigkeit ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Perspektiven) sowie ein Grundverständnis der Eigenschaften und Probleme konventioneller Life-Cycle-Designs („cradle-to-grave“). Auch für die Moderierenden ist ein grobes Grundverständnis dieser Konzepte wünschenswert. |
Hinweis: | Keine. |
Ablauf
Exemplarischer Ablaufplan
Zeitpunkt | Tätigkeit |
---|---|
00. Minute | Begrüßung |
10. Minute | Block 1 |
35. Minute | Block 2 |
55. Minute | Block 3 |
80. Minute | Zweites Ranking |
Beschreibung der Phasen im Detail
Phase | Beschreibung |
---|---|
Vorbereitung | Durchführender: Vorbereitungs-Handout (siehe Anh.) zeitig (mehrere Tage vor Durchführung) verteilen; Tische so aufbauen, dass ein rascher Umbau von den Blöcken 1 und 2 zum Block 3 möglich ist; Leitfragen und Ablaufplan (beides siehe Anh.) mittels Beamer oder Overhead-Projektor oder als weiteres DIN A3-Plakat gut sichtbar während der ganzen Zeit zur Verfügung stellen.
|
Begrüßung | Erläuterung des Ablaufs und inhaltlicher Input anhand der Leitfragen, Einteilung in Gruppen, Austeilen der Innovation-Handouts. |
Block 1 | Textarbeit in Kleingruppen, Mitglieder machen sich mit „ihrer“ jeweiligen Innovation vertraut. Funktionsweise wird in der Gruppe geklärt und die wichtigsten Vor- und Nachteile herausgearbeitet. Jedes Mitglied notiert diese für den nächsten Block evtl. auf dem Innovation-Handout. |
Block 2 | Erster Umbau: pro Tisch bleibt nur eine Person sitzen, alle anderen verteilen sich gleichmäßig auf die anderen Tische. An jedem Tisch befindet sich jetzt mindestens je 1 ExpertIn einer Innovation. Diese stellen sich nacheinander kurz gegenseitig „ihre“ Innovation vor. Für jede Innovation stehen 5 Minuten zur Verfügung, wobei grundlegende Unklarheiten geklärt werden können. Vorsicht: Diskutiert wird erst in der nächsten Runde! |
Block 3 | Zweiter Umbau: Es entstehen zwei größere Gruppen. In beiden Gruppen befinden sich möglichst ausgeglichen ExpertInnen aller Innovationen. In beiden Gruppen wird nun ein erstes Ranking (siehe Anhang „Vorlage Ranking“) durchgeführt. Dazu erhalten alle Teilnehmenden einen Farbpunkt in der ersten Farbe und kleben diesen auf „ihr“ Gruppen-Ranking-Plakat, was ab jetzt auf ihrem Tisch liegen bleibt. Die jeweiligen Innovations-ExpertInnen stellen jetzt den anderen Gruppenmitgliedern (5 Minuten je Innovation) Pro- und Kontra-Argumente „ihrer“ Innovation vor. Danach offene Diskussion insbesondere bezüglich der Nachhaltig- und Sinnhaftigkeit der Innovationen. |
Zweites Ranking | Alle Teilnehmenden kleben ihren zweiten Farbpunkt in der anderen Farbe auf das gleiche Gruppen-Ranking-Plakat. Die Moderierenden hängen die Ranking-Plakate nebeneinander an die Wand und eröffnen die abschließende inhaltliche Blitzlichtrunde: Was können Sie mitnehmen? Wie erklären Sie sich die unterschiedlichen Präferenzen der Gruppen bei der Bewertung der Innovationen? Falls kein inhaltliches Blitzlicht mehr erwünscht ist, kann hier stattdessen eine Feedbackrunde zum Baustein durchgeführt werden. |
Nachbereitung bis zur nächsten Sitzung | Bitte beobachten Sie, ob die Erfahrungen aus der Präsenzzeit Veränderungen in Ihrer persönlichen Wahrnehmung des Alltagsgeschehens (Politik/Wissenschaft/Wirtschaft/News usw.) auslösen. Die nächste Sitzung beginnt mit einem 5 min-Blitzlicht: wie hat sich im Vergleich zu vor dem Baustein „Jenseits Green Economy“ meine Wahrnehmung in Bezug auf Neuigkeiten aus Politik, Wirtschaft, Technik, Marketing etc. verändert? |
Didaktische und methodische Hinweise
Allgemein
Ziel dieses Bausteins ist es, die Teilnehmenden für die Problematik der Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit von Innovationen zu sensibilisieren. Daher ist es notwendig, dass Unklarheiten auftauchen und Fragwürdiges offen bleibt. Aus diesem Grunde wurde bewusst auf die Angabe von Vergleichswerten, Wirkungsgraden und der Gleichen verzichtet, die Handouts mit den einzelnen Innovationen sollen nicht alle zur Verfügung stehenden Detailinformationen enthalten. Es geht vor allem darum, die Teilnehmenden zum kritischen Hinterfragen und Erkennen von Möglichkeiten anzuregen. Weisen Sie explizit darauf hin, dass es der Stiftung um das Konzept und ganzheitliche Raffinesse der Innovationen und nicht um momentane Details, wie zum Beispiel aktuelle Anschaffungs- oder Produktionskosten, geht.
Vorbereitung
Verteilen Sie einige Tage vor der Durchführung das Vorbereitungs-Handout unter den Teilnehmenden. Es dient der Einstimmung auf das Thema, den Ablauf und die Rolle als Mitglied der fiktiven Stiftung „Innovation Zukunft“. Darüber hinaus finden sich Links zu kurzen Videos im Internet, in denen Cradle-to-Cradle- und die Blue-Economy-Strömungen vorgestellt werden. Je mehr Teilnehmer sich vor der Durchführung mit dem Thema der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bekannt gemacht haben, desto reichhaltiger können die Gespräche an den verschiedenen Tischen sich entwickeln. Wichtig ist zudem, dass die Durchführenden die Youtube-Videos kennen und schon bei der Empfehlung, sich vorbereitend damit zu beschäftigen, die Teilnehmenden darauf hinweisen, dass die Videos kritisch angeschaut werden und nicht als Lehrmeinung angenommen werden sollen.
Durchführung
Der Ablaufplan und die Leitsätze aus der Vorbereitung sollten durchgehend und für alle gut sichtbar sein. Nutzen Sie einen Beamer / Projektor oder hängen Sie sie großformatig ausgedruckt aus. Es empfiehlt sich zudem sehr eine Glocke zu verwenden. Informieren Sie die Gruppe durchgängig über alle Blöcke hinweg, dass alle Phasen nur 5 min dauern. Besonders in den Blöcken 2 und 3 sollten Sie auf die genaue Einhaltung der 5 Minuten je Innovation achten, damit keine Zeitnot entsteht. Es wird wahrscheinlich nötig sein die Teilnehmenden während des gesamten Bausteins beim Thema zu halten, da sich die Teilnehmenden gerne in Details verlieren. Erinnern Sie im Falle des inhaltlichen Abdriftens an die Ziele der Stiftung und die Leitfragen.Da alle Teilnehmenden im Block 3 parallel ihre Punkte auf den Rankingplakaten vor und nach der Diskussion gesetzt haben, haben Sie die Möglichkeit, diese vergleichend auszuwerten. Sicherlich wurden die Punkte in den beiden Gruppen unterschiedlich vergeben. Sollten beide Gruppen den ersten und zweiten Platz voneinander abweichend vergeben haben, so können die beiden Plätze per Addition der Punkte vergeben werden. Diejenigen Innovationen mit den meisten Punkten erhalten den ersten und zweiten Platz.
Nachbereitung
Zur Nachbearbeitung wurde kein Handout angefertigt oder eine explizite Aufgabe verfasst. Es bietet sich an, den Teilnehmenden die Aufgabe zu geben, ihren Alltag vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus dem Baustein zu reflektieren. Geben Sie dazu Fragestellungen mit auf den Weg wie etwa: Fallen ihnen Anwendungen ein, bei denen durch geringe Änderungen des konventionellen Ablaufs Kreisläufe entstehen könnten? Wo entsteht Müll, der vermieden werden könnte? Welche Materialien/ Produkte könnten z.B. mit dem Verpackungsmaterial aus Pilzmyzel ersetzt werden? Wo werden im Alltag Potentiale verschwendet? Den Teilnehmenden werden sicher einige interessante Zusammenhänge auffallen, die bei einer nächsten Sitzung diskutiert werden können.
Fachgebiete zum Thema
Erasmus-Universität Rotterdam, C2C Chair of Prof. Braungart
Einzelnachweise / Quellen
- zu Cradle-to-Cradle-Ansätzen (Braungart/McDonough):
- Braungart, Michael / McDonough, William: Einfach intelligent produzieren – Cradle to Cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können, 5. Aufl. Berlin 2010.
- tw. freie Länderanalysen und Materialflüsse bzgl. Materialverbrauch und Kreislaufpotential
- Linkliste von Prof. Braungart, interessant für einen Überblick, mit welchen Unternehmen und Instituten er zusammenarbeitet
- (über Nährstoffkreisläufe und ihre Trennung nach Braungart, dort auch weitere Information über Prinzipien, Implementation Roadmaps u.Ä.
- zur Blue Economy (Pauli/ZERI):
- Pauli, Gunther: Neues Wachstum. Wenn grüne Ideen nachhaltig blau werden. Die ZERI-Methodik als Startpunkt einer Blue Economy, Berlin 2010, ISBN: 942-2276-009.
- Pauli, Gunther: Zen and the Art of Blue - Deutsche Ausgabe. Die Verbindung der eigenen Lebensqualität mit dem Blauen Planeten Erde, Berlin 2011, ISBN: 978-3-942276-02-3.
- Blue Economy
- Für eine Liste als nachhaltig angesehener Innovationen
- Blue Economy Solutions
Anhang
- Vorbereitungs-Handout für die Teilnehmenden: BE_MB JGE_Handout zur Vorbereitung.
- Leitfragen (Beispiel für Tafelbild / Plakat): BE_MB JGE_Leitfragen.
- Ablaufplan für Teilnehmende und Durchführende: BE_MB JGE_Ablaufplan.
- Vorlage für Ranking: BE_MB JGE_Vorlage Ranking
- 4 Innovationen-Handouts für die Teilnehmenden:
- BE_MB JGE_Innovation Verpackung aus Pilzen, BE_MB JGE_Innovation Plastik zu Öl, BE_MB
- JGE_Innovation Wasser und Strom aus Wind und Luft, BE_MB JGE_Innovation Meerwassergewächshaus.
Kommentare / Hinweise / Anpassungen / Erfahrungsbericht
Kommentare und Hinweise bitte in Form. Neuste Beiträge an oberste Position:
Durchgeführt im Semester: <Semster>
Verfasser: <Name des Verfassers>
Textbeitrag: <Kommentar bzw. Hinweis>