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Baukasten:Das Gefangenendilemma

Das Gefangenendilemma

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Das Gefangenendilemma ist wenigen Menschen bekannt obwohl es eigentlich jeden betrifft oder zumindest leicht treffen kann. Es beschreibt den Fall, dass zwei oder mehr Personen für sich selbst die optimale Entscheidung treffen, eine gemeinsame Entscheidung für alle Beteiligten jedoch eine bessere bzw. eine "sozial optimale" Lösung darstellt. Die Aufgabe dieses Bausteins soll es sein, den Teilnehmer_Innen ein Verständnis für diese Art von Dilemmata zu vermitteln und darauf aufbauend Möglichkeiten zu entwickeln diese zu überkommen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Durchführung von kleinen sozialen Experimenten, zum einem weil sich die Thematik dafür anbietet und zum anderen um den Teilnehmer_Innen die Thematik besonders nahe zu bringen. Da das Thema wissenschaftlich besonders in der Spieltheorie bekannt ist, kann ein spielerischer Ansatz bei der Herangehensweise an die Problematik durchaus zielführend und wissenschaftlich sein. Wichtig ist und vor allem einen guten "Aha"-Moment zu schaffen, die Teilnehmer_Innen für die Thematik zu sensibilisieren und ihnen zu vermitteln, wie sie sich mit solchen Problemen entsprechend auseinandersetzen können.

Titel
Gefangenendilemma
Thema
Wie wirkt sich die Problematik des Gefangenendilemmas auf die ökologischen und sozialen Probleme unserer Welt aus?
Typ
Baustein
Schlagwörter
Interaktiv, soziales Experiment, Erarbeitung in Gruppen, Diskussion
Kompetenzen
Persepektivübernahme, Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata, Partizipation, eigenständiges Handeln, Unterstützung anderer
Lernformen
kooperativ, faktenorientiert
Methoden
soziales Experiment, Diskussion, Erarbeitung von Wissen in Gruppenarbeit
Gruppengröße
8 bis 20
Dauer
60 Minuten können befüllt werden, zeitlich wenig flexibel
Material und Räume
Tafel und Kreide, Kartenset, Eieruhr, Süßigkeiten, 2 Buttermesser, Klebestreifen
Qualität
stark ausbaufähig
Semester
In welchem Semester wurde der Baustein erstellt?


Vorbereitung

Vorbereitung für die Moderation

Siehe Vorbereitung im Raum.

Vorbereitung für die Teilnehmenden

Die Zettel für das Gummibärchenexperiment sollten vor Beginn ausgefüllt sein. Dafür müssen alle Teilnehmenden PÜNKTLICH sein!

Materialien und Räume

Siehe Vorbereitung im Raum und Mterialien und Durchführung am Ende.

Ablaufplan.

Der Baustein zum Gefangenen-Dilemma soll die Teilnehmer/Teilnehmerinnen auf einer spielerischen Ebene ansprechen und damit die Diskussion an alltäglichen Beispielen eröffnen.


Abschnitt (Zeit)

  1. Gummibärchenexperiment 1(3 Minuten)
  2. Einleitung (5 Minuten)
  3. Spiel Gefangenendilemma (5 Minuten)
  4. Kurze Diskussionsrunde (5-10 Minuten)
  5. Transfer zum Alltag - Kleingruppen (Max. 10 Minuten)
  6. Lange Diskussionsrunde (15 Minuten)
  7. Gummibärchenexperiment 2 (5 Minuten)
  8. Ausblick (5 Minuten)


Vorbereitung im Raum

Für das „Spiel Gefangenendilemma“ müssen 2 zufällige Stühle des Stuhlkreises präpariert werden. Unter die Sitzfläche werden jeweils ein Umschlag mit „Beute“ und ein (Küchen)Messer als Tatwaffe, zum Beispiel mit Panzertape, geklebt. Ausdrucken und Schneiden der Vorlage für das Gummibärchenexperiment.

00. Minute - Gummibärchenexperiment.

Beim Betreten des Raums bekommt jeder Teilnehmer/ jede Teilnehmerin einen Zettel mit der Auswahlmöglichkeit „2 Gummibärchen“ oder „40 Gummibärchen“ . Der Zettel wird von jedem Teilnehmer / jeder Teilnehmerin geheim ausgefüllt und dann in eine Wahlurne gelegt.

03. Minute - Begrüßung und Ankündigungen.

Die Moderation begrüßt die Teilnehmenden, macht die wöchentlichen organisatorischen Ankündigungen und stellt den Ablauf des Seminartermins vor.

08. Minute - Spiel Gefangenendilemma.

Die Teilnehmer/Teilnehmerinnen sitzen in einem Stuhlkreis. Zwei Leute werden ausgesucht, das Gefangenendilemma wird nachgestellt. Dafür werden vor Beginn des Bausteins unter 2 zufälligen Stühlen im Stuhlkreis zum einen „Beute“ (Zum Beispiel Schokotaler oder Monopoly-Geld in Briefumschlag) und zum anderen eine „Waffe“, zum Beispiel ein Küchenmesser, geklebt. Es wird eine Polizeikontrolle nachgespielt, bei der die Sachen entdeckt werden und es kommt zu einer Anklage dieser beiden Personen. Die beiden Angeklagten spielen das Gefangenendilemma durch (inklusive Richter, Staatsanwalt etc.). Sie können sich dabei nicht absprechen. Der jeweilige Anwalt/ Die jeweilige Anwältin wird die Angeklagten auf die dominante Strategie aufmerksam machen („Ich kenne den Richter/ die Richterin schon seit Jahren. Wenn du gestehst, kommst du eigentlich immer am besten weg“). Der Angeklagte schreibt seine Entscheidung „leugnen“ oder „gestehen“ auf einen Zettel. Der Rest der Teilnehmer kann den Prozess beobachten und darüber diskutieren. Am Ende wird die Aussage der Angeklagten „leugnen“ oder „gestehen“ vorgestellt.


13. Minute - Diskussionsrunde.

Das Verhalten der beiden Angeklagten wird mit allen Teilnehmern gemeinsam ausgewertet. Fragen zum Leiten der Diskussion können hier sein: Was ist passiert? Wie haben sich beide verhalten? Wie schwer ist euch die Entscheidung gefallen? Was habt ihr euch überlegt? Wie hat euch euer Anwalt/eure Anwältin beeinflusst? Welche Beispiele kennt ihr aus eurem Alltag, die sich in einem Gefangenendilemma darstellen lassen können? (hier besteht die Möglichkeit, tiefer auf das Beispiel einzugehen).

20. Minute - Transfer zum Alltag.

Bei der anschließenden Diskussion erfolgt die Einteilung in Gruppen zufällig durch Ziehen von Karten aus einem Kartenspiel. Die Einteilung erfolgt zum Beispiel in Karo, Herz, Pik, Kreuz. In jeder Gruppe muss zusätzlich jemand ermittelt werden, der das Ergebnis der Kleingruppendiskussion anschließend in großer Runde vorstellt (Zum Beispiel alle, die ein Ass gezogen haben). Die Anzahl der Karten muss vorher natürlich an die Anzahl der Teilnehmer angepasst werden. Anschließend werden in den Klein-Gruppen unterschiedliche Themen zum Gefangenendilemma (verstärkt aus dem Alltag) besprochen. Jeder Gruppe sitzt ein Leiter des Bausteins bei. Die Gruppenleiter sollen an der Diskussion mitwirken, diese aber nicht leiten. In den Gruppen werden jeweils andere Themengebiete besprochen. Den Gruppen werden mehrere Szenarien vorgestellt, von denen sie sich ein Szenario aussuchen bzw. selbst ausdenken können. Die Ergebnisse der Diskussion sollen zu Papier gebracht werden um sie anschließend den anderen Gruppen vorstellen zu können


35. Minute - Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse.

Ergebnisse aus den Kleingruppen werden vorgestellt: Jeder/Jede stellt in einer einminütigen „elevator speech“ die Ergebnisse aus seiner Gruppendiskussion vor. Erst jetzt wird die Theorie des Gefangenendilemmas genau erläutert. Vorgestellt werden müssen: Was ist die dominante Strategie? Wie kann ich das Ergebnis für alle optimieren? (durch Absprechen) Anschließend ist Platz für eine offene Diskussion. Leitfragen können sein: Was kann ich im Alltag anders machen? Wie kann ich mein eigenes Leben und das Leben meiner Mitmenschen verbessern? Kennt Ihr noch andere Beispiele? Habt ihr solche Fälle schon selbst erlebt? …

50. Minute - zweite Runde Gummibärchenexperiment.

Die Zettel des ersten Gummibärchenexperiments werden ausgewertet und vorgestellt. Gummibärchen werden eventuell ausgeteilt (wenn bestes Ergebnis bereits erzielt). Ansonsten wird das Experiment erneut durchgeführt. Diesmal sind Absprachen möglich. Die beiden Durchführungen können (je nach übriger Zeit) mit einem Balkendiagramm an der Tafel ausgewertet werden.

55. Minute - Abschlussrunde

Die Auswertung des Gummibärchenexperiments soll nochmal den Bogen zum Alltag schaffen und die Teilnehmer/Teilnehmerinnen dazu ermutigen, im Alltag häufiger über ihr eigenes Verhalten, aber auch das ihrer Mitmenschen, nachzudenken und gegebenenfalls auch zu kommunizieren. Mögliche Frage: Was nehmt ihr aus dem Seminar heute mit in euren Alltag?

Hinweise und Anmerkungen.

Von den Verfasser_innen.

Die Spiele sind in der ersten Durchführung beide sehr gut angekommen. Für die Gruppendiskussion können eigenen Beispiele und Themen ausgesucht werden. Aktuelle Ereignisse können gut eingebunden werden, falls sie mit dem Gefangenendilemma in Verbindug stehen.

Gekürzte Variante.

Der Baustein ist zeitlich relativ unflexibel. Die Spiele und die Gruppendiskussionen benötigen Zeit. Bei den Diskussionen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Diskussion sich am Thema orientiert und nicht ausufert. Dort kann schnell viel Zeit verloren gehen!

Materialien zur Durchführung.

  • Kartensets für das Einteilen in die Kleingruppen
  • Eieruhr zum Stoppen der „elevator speeches“
  • Farbige Kreide (*optional für Arbeit an der Tafel)
  • Schokogeld/Esspapier/Monopolygeld als „Beute“ 2
  • (Küchen)Messer als „Tatwaffe“
  • Panzertape zum Befestigen des Geldes und der Messer unter den Stühlen

Literaturhinweise und Quellen.

  • Erren, T. C., Shaw, D. M., & Morfeld, P. (2016). Analyzing the publish-or-perish paradigm with game theory: the prisoner’s dilemma and a possible escape. Science and engineering ethics, 22(5), 1431-1446. (PDF-Version von Tutoren erhaltbar)
  • Zandvoort, H. (2009, November). Engineering education for a sustainable, just and peaceful society. In Presentation held at the TEK sustainable development seminar (Vol. 19). (PDF-Version von Tutoren erhaltbar)