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Über uns

Blue Engineering - Ideen, Ziele und Genese

Die kurze Geschichte von Blue Engineering

Blue Engineering wurde im Wintersemester 2008/2009 zunächst nur als Idee für ein Referat im Seminar Soziologie des Ingenieurberufs erarbeitet und vorgestellt. Wunsch der Studierenden war es eine Möglichkeit zu haben, die soziale und ökologische Verantwortung von Ingenieurinnen und Ingenieuren stärker im Studium zu thematisieren, ihr aber vor allem auch darüber hinaus einen Raum zu geben. Während der anschließenden Diskussion stellte sich schnell heraus, dass einige Teilnehmende des Seminars und die Referent_innen sich zum Ziel setzen möchten das Konzept an der TU Berlin umzusetzen. Im Sommersemester 2009 wurde weiter die Idee weiterentwickelt, so dass die Gruppe ab dem Wintersemester 2009/2010 offiziell als Projektwerkstatt der TU Berlin anerkannt wird. Die Idee wurde ein Jahr später von Studierenden der TU Hamburg-Harburg aufgegriffen und an ihrer eigenen Uni ebenfalls umgesetzt. Seit Wintersemester 2011/2012 wird an der TU Berlin das Blue Engineering Seminar als wöchentliche interaktive Lehrveranstaltung angeboten, die im wesentlichen durch die Teilnehmenden selbst gestaltet wird. An der TU Hamburg-Harburg wird das Blue Engineering Seminar als Blockseminar seit dem Wintersemester 2012/2013 angeboten. Darüber hinaus gestalten die beiden Blue Engineering Gruppen ihr Campus Leben aktiv mit und setzen immer wieder wertvolle Impulse durch Workshops, Ringvorlesungen, Abendveranstaltungen, Exkursionen und dergleichen mehr.

Grundgedanken von Blue Engineering

Warum Blue Engineering?

Die Ressourcen der Erde und ihre biologische Regenerationsfähigkeit sind begrenzt. Sie werden hauptsächlich durch das Produktions- und Konsumverhalten in industrialisierten Ländern weltweit ausgebeutet. Im Gegenzug wird Abfall und Umweltzerstörung in die übrigen Länder externalisiert. Der maßgebliche Faktor hierbei ist die Rentabilität in einem strikt ökonomischen Sinn. Mit ihr geht die Notwendigkeit einher, für ein stetig und exponentiell steigendes Wachstum zu sorgen. Dies führt zu erheblichen Ungleichgewichten zwischen einzelnen Ländern und vor allem zu enormen Ungleichheiten zwischen Menschen.

Gesteht man allen Menschen das gleiche Recht auf die Ressourcen der Erde zu, leben wir in einer höchst ungerechten Welt. Es ist ein Umdenken erforderlich, das auch die Technik umfassen muss, weil auch sie durch ihre konkrete Gestaltung und den Verbrauch scheinbar unendlich verfügbarer Ressourcen Teil des Problems ist.

Durch das mathematisch-naturwissenschaftliche Studium von Ingenieurinnen und Ingenieuren ist es ihnen verständlich, dass exponentielles, materielles Wachstum auf unserer Erde, als geschlossenes System, nicht möglich ist. Die Arbeit von Ingenieurinnen und Ingenieuren kann daher nicht darin bestehen, nach noch gewagteren Techniken für wenige zu suchen. Auch wenn dies heißt, dass auf manchen technischen Traum vorerst verzichtet werden muss.

Stattdessen sollten Ingenieurinnen und Ingenieure Technik stärker so gestalten, dass sie ökologisch und sozial verträglicher ist und hilft, die Grundbedürfnisse aller Menschen zu erfüllen. Insgesamt ist dies ein Übergang in eine Post-Wachstumsphase, in der die Technik darauf gerichtet ist, den größtmöglichen Nutzen für alle Menschen mit weniger Produktion und Verbrauch zu stiften und hierbei die Vorräte unangetastet zu lassen.

Was macht Blue Engineering?

Studierende sollten möglichst früh für ihre soziale und ökologische Verantwortung sensibilisiert werden. Die meist rein technischen Inhalte des Grundlagenstudiums sind nur ein Ausschnitt der Ingenieurarbeit. Das Blue Blue-Engineering Seminar und die weiteren Aktivitäten der Blue Engineering Gruppen sollen hier gezielt ergänzen. Die bereits erwähnten sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren sind hierbei genauso wichtig, wie die Geschichte des Ingenieurberufs und Ingenieursethik. Damit das Seminar nicht frei im Raum schwebt, dienen der Studiums- und Berufsalltag von Ingenieurinnen und Ingenieuren als Ankerpunkt. Folglich kommt das Blue Blue-Engineering-Seminar auch als Weiter- und Fortbildung für arbeitende Ingenieurinnen und Ingenieure in Betracht.

Im Seminar sollen zudem Möglichkeiten und Freiräume aufgezeigt werden, um die eigene Verantwortung anzunehmen und gestaltend im Beruf zu handeln. In diesem Sinn kann das Seminar kein Frontalunterricht sein, sondern es ist so gestaltet, dass die Teilnehmenden eine aktive Rolle im Seminar übernehmen. Es ist jedoch nicht überall möglich oder gewünscht, ein eigenständiges Seminar anzubieten. Damit einzelne (angehende) Ingenieurinnen und Ingenieure dennoch die Möglichkeit haben, sich in einer kleinen Gruppe mit ihrer Verantwortung auseinanderzusetzen, haben wir das Seminar modular aufgebaut, so dass die einzelnen für jede Lehr-/Lernsituation angepasst werden - beispielsweise auch von Kolleginnen und Kollegen im Betrieb eigenständig organisierte Weiterbildungen.

Durch diese Übertragbarkeit auf andere Hochschulen und hinein in die Betriebe ist es möglich, Blue Engineering auch viel weiter zu fassen als ein einzelnes Seminar an der TU Berlin. Die Teilnehmenden werden ermutigt, nach dem Besuch eines Blue Blue-Engineering Seminars miteinander Kontakt zu halten und sich innerhalb von Betrieben und Hochschulen, oder sogar darüber hinaus, zu vernetzen, um das Bewusstsein für die soziale und ökologische Verantwortung des Ingenieurberufs zu stärken.

Blue Engineering als Gruppe

  • Blue Engineering bietet Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Interessierten aller Fachrichtungen den Raum, sich über ihre Verantwortung gegenüber Mensch und Natur auszutauschen. Dies stärkt die Einzelnen, ihre Freiräume zu sehen und diese zu nutzen.
  • Blue Engineering schafft einen Rahmen zur Vernetzung, die sowohl den Kontakt zwischen Einzelpersonen als auch zwischen den einzelnen Gruppen umfasst. Hierbei werde durch Blue Engineering Hochschul-, Unternehmens- und Fachgrenzen überwunden.
  • Blue Engineering sieht sich als im Wandel begriffen. Das heißt, dass die eigenen Leitbilder und Ideen ständig überdacht werden und in demokratischer Art und Weise verändert und erweitert werden können. Die Grundsätze sollen weder zum Dogma werden noch in Beliebigkeit versanden.

Die einzelne Blue Engineer / der einzelne Blue Engineer

  • Die Einzelperson betrachtet sich selbst und die Technik kritisch und ist offen für Neues. Durch die Vernetzung mit anderen und den Rückhalt durch Blue Engineering hat sie die Möglichkeit, selbstbewusst kontroverse Themen anzusprechen. Die aktive Mitarbeit hilft und ermöglicht, reflektiert zu denken, selbstständig zu entscheiden und bewusst zu agieren. Die Einzelperson gibt nicht allen Sachzwängen nach und findet trotz Kosten- und Zeitdruck Freiräume, Technik verträglich zu gestalten.
  • Blue Engineering steht nicht nur Personen aus dem universitären Bereich und der Arbeitswelt offen, sondern allen an der Thematik Interessierten. Jede und jeder kann ihr und sein persönliches Wissen einbringen, das aus Fachrichtungen weit über den Ingenieursbereich kommen kann. Die Stärke von Blue Engineering liegt in der Vielfalt der Meinungen und Hintergründe aller Beteiligten.